Technikfolgenabschätzung KI, Teil 1: "The medium is the message"
- Sven Wilms

- vor 5 Tagen
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Aktualisiert: vor 3 Tagen
Marshall McLuhan, ein einflussreicher kanadischer Medientheoretiker, Kommunikations-wissenschaftler und Philosoph, prägte in den 1960er Jahren den berühmten Ausdruck „The medium is the message“ . Diese Aussage stammt aus seinem 1964 erschienenen Werk "Understanding Media: The Extensions of Man" und zählt zu den grundlegendsten und einflussreichsten Konzepten der Medienwissenschaft. McLuhan revolutionierte damit die Art und Weise, wie wir über Kommunikation, Technologie und Kultur nachdenken.
Die zentrale These: „The Medium is the Message“
McLuhans Aussage mag auf den ersten Blick paradox wirken, doch sie enthält eine tiefgreifende Erkenntnis: Nicht der Inhalt einer Botschaft ist entscheidend, sondern das Medium selbst. Das Medium – also das Kommunikationsmittel – formt die Gesellschaft, die menschliche Wahrnehmung und das soziale Verhalten auf eine Weise, die weit über den transportierten Inhalt hinausgeht. McLuhan betont, dass die technischen Eigenschaften und die Struktur eines Mediums tiefgreifende Auswirkungen auf die Art und Weise haben, wie Menschen Informationen aufnehmen, verarbeiten und interpretieren.
Kernaussagen des Konzepts
Das Medium prägt die Wahrnehmung: McLuhan argumentiert, dass jedes Medium – sei es Sprache, Schrift, Buchdruck, Radio, Fernsehen oder das Internet – die Art und Weise, wie wir die Welt wahrnehmen, grundlegend verändert. Medien formen nicht nur unsere Denkweisen, sondern auch unsere sozialen Strukturen und sogar unsere Sinneswahrnehmungen. Beispielsweise revolutionierte der Buchdruck nicht nur die Verbreitung von Wissen, sondern veränderte auch die Art und Weise, wie Menschen Informationen verarbeiten: linear, individuell und standardisiert.
Technologie als Erweiterung des Menschen: McLuhan versteht Medien als „Extensions“ des Menschen. Ein Auto erweitert unsere Beine, ein Buch unser Gedächtnis, und das Internet fungiert als Erweiterung unseres Nervensystems. Diese Erweiterungen verändern nicht nur unsere Fähigkeiten, sondern auch unsere Identität und unser soziales Miteinander.
Inhalt vs. Medium: McLuhan betont, dass der Inhalt eines Mediums oft nur ein „Köder“ ist, um uns in eine neue Form der Wahrnehmung zu locken. Der eigentliche Einfluss liegt in der Art und Weise, wie das Medium unsere Kommunikation und unser Denken strukturiert. So ist der Inhalt eines Fernsehprogramms weniger wichtig als die Tatsache, dass das Fernsehen eine visuelle, passive und kollektive Erfahrung schafft.
Heiße und kalte Medien: McLuhan unterscheidet zwischen „heißen“ und „kalten“ Medien:
Heiße Medien (z. B. Radio, Film) betonen einen Sinn stark und erfordern wenig Interaktion. Sie liefern klare, detaillierte Informationen und lassen wenig Raum für Interpretation.
Kalte Medien (z. B. Telefon, Fernsehen) liefern weniger Informationen und erfordern mehr aktive Beteiligung des Nutzers. Sie fördern eine partizipativere und interaktivere Erfahrung.
McLuhan illustriert seine These anhand historischer und zeitgenössischer Medien:
Schrift vs. Mündlichkeit: In mündlichen Kulturen ist Wissen an Personen gebunden und wird durch Erzählungen weitergegeben. Die Erfindung der Schrift ermöglichte es, Wissen unabhängig von Personen zu speichern und zu verbreiten. Dies führte zu einer standardisierten, abstrakteren Denkweise und zur Entstehung von Institutionen wie Schulen und Bibliotheken.
Druckerpresse: Die Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg ermöglichte die Massenproduktion von Büchern. Dies führte nicht nur zur Verbreitung von Wissen, sondern auch zur Reformation, zur Entstehung von Nationalstaaten und zur Demokratisierung von Bildung. Das Medium „Buch“ prägte die Idee von Individualität und rationalem Denken.
Fernsehen: Das Fernsehen veränderte die Art und Weise, wie Menschen Informationen konsumieren. Es schuf eine globale, visuelle Kultur, in der Bilder und Emotionen eine zentrale Rolle spielen. Gleichzeitig förderte es eine passive Konsumhaltung, da Zuschauer weniger aktiv beteiligt sind als etwa beim Lesen eines Buches.
Internet und soziale Medien: Das Internet hat die Kommunikation revolutioniert, indem es eine dezentrale, interaktive und globale Vernetzung ermöglicht. Soziale Medien wie Facebook oder Twitter prägen nicht nur, wie wir kommunizieren, sondern auch, wie wir uns selbst und andere wahrnehmen. Sie fördern eine Kultur der sofortigen Rückmeldung, der Fragmentierung von Aufmerksamkeit und der personalisierten Informationsblasen.
McLuhans These wurde auch kritisiert:
Determinismus-Vorwurf: Kritiker werfen McLuhan vor, er vertrete einen technologischen Determinismus, der besagt, dass Technologien die Gesellschaft unausweichlich prägen, ohne dass Menschen gestalterisch eingreifen können. McLuhan selbst betonte jedoch, dass Medien zwar Einfluss haben, aber nicht zwangsläufig deterministisch wirken.
Vernachlässigung des Inhalts: Andere kritisieren, dass McLuhan den Inhalt von Medien vernachlässigt. Doch sein Fokus lag darauf, dass der Einfluss des Mediums oft unterschätzt wird, während der Inhalt überbewertet wird.
Unklare Definitionen: Begriffe wie „heiße“ und „kalte“ Medien sind nicht immer eindeutig, was zu Interpretationsspielräumen führt.
McLuhans Ideen sind heute relevanter denn je, insbesondere im Zeitalter der digitalen Medien:
Digitale Revolution: Das Internet und soziale Medien haben nicht nur die Kommunikation beschleunigt, sondern auch neue Formen der Interaktion, des Lernens und der politischen Teilhabe geschaffen. Gleichzeitig stellen sie uns vor Herausforderungen wie Informationsüberlastung, Filterblasen und die Erosion der Privatsphäre.
Künstliche Intelligenz: KI-Technologien wie Sprachassistenten oder Algorithmen, die Inhalte personalisieren, wirken als neue Medien, die unsere Entscheidungen und Wahrnehmungen prägen. Sie ermöglichen schnellen Zugang zu vorgefertigtem Wissen, was jedoch auch die Gefahr einer unreflektierten Nutzung birgt.
Medienkompetenz: McLuhans Werk unterstreicht die Bedeutung von Medienkompetenz. Es reicht nicht aus, den Inhalt von Medien zu verstehen – wir müssen auch die Wirkung der Medien selbst reflektieren.
Fazit
Marshall McLuhans Aussage „The Medium is the Message“ fordert uns auf, über die oberflächlichen Inhalte von Medien hinauszublicken und ihre tiefgreifenden Auswirkungen auf Individuen und Gesellschaften zu erkennen. Medien sind nicht neutrale Werkzeuge, sondern aktive Kräfte, die unsere Kultur, unser Denken und unser Handeln prägen. In einer Welt, die zunehmend von digitalen Technologien durchdrungen ist, bleibt McLuhans Werk eine unverzichtbare Grundlage, um die Dynamik zwischen Mensch und Medium zu verstehen.
McLuhan erinnert uns daran, dass wir nicht nur Nutzer von Medien sind, sondern auch von ihnen geformt werden – und dass es unsere Aufgabe ist, diese Wechselwirkung bewusst und verantwortungsvoll zu gestalten. Sein Konzept bleibt eine zentrale Referenz für das Verständnis der Rolle von Medien in der modernen Gesellschaft.
Dieser Blogbeitrag wurde mit dem KI-Arbeitsplatz von unserem Technologiepartner Kauz.ai und dem Sprachmodell Mistral Large erstellt. Wir fanden es an dieser Stelle passend, ein Sprachmodell für diesen Text zu nutzen: zum einen führen wir mit der eigenen Nutzung von KI in die Problematik ein, zum anderen sind Sprachmodelle für die Zusammenfassung von Lebensleistungen sehr geeignet.
Die nächste Ausgabe "Technikfolgenabschätzung KI" wird sich mit dem Aspekt "Verlernt der Mensch das Denken" beschäftigen und Ende Januar 2026 erscheinen.






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